….wie sich heute herausgestellt hat ist das bei mir leider nicht sehr viel .
“Um zu wissen, was man auf dieser Welt für einen Wert hat, muss man zuerst wissen, wer einen wiegt. Und da ich es bin der dich auf die Maßwaage legt musst du wissen, dass du gaaaaaanz viel Wert bist.“
So oder so ähnlich ging dieses kleine Sprüchlein, dass Ju. mir vor vielen Jahren einmal auf einen Herzförmigen Zettel geschrieben hat und heute musste ich wieder daran denken.
Ich hatte versucht, dieses Jahr keine Erwartungen mehr an meinen Geburtstag zu haben, da das in den letzten Jahren ja immer so eine Sache war. Letztes Jahr in Island lehrte Annika mich, dass dieser Tag ein ganz normaler Arbeitstag wie jeder andere auch ist, dass es sich für mich nicht lohnt, einen großen Aufwand zu betreiben und dass ich mich schon geehrt fühlen darf, wenn ich nicht um sieben Uhr aufstehen und Melken muss, dass ich sonst jedoch nichts zu erwarten habe.
Auch die Jahre davor waren nichts besonderes – ich hatte ja nie wirklich Freunde mit denen ich eine Party hätte feiern können, also kamen jedes Jahr Oma und Opa und dann wurde ein Stück Kuchen gegessen. Als ich klein war kamen sogar meine Cousinen noch immer und wir spielten zusammen in meinem Zimmer oben, während es draußen meistens gewitterte.
Ich hatte also keine großen Erwartungen mehr – aber ich habe in den zwei Semestern hier am Campus eine so tolle Freundin und fast schon Seelenverwandte in J. gefunden, das machte mir dann doch schon Hoffnungen, dass der Tag ganz schön werden konnte. Und schließlich hatten wir beide in letzter Zeit schon so viele unvergessliche Momente erlebt,…ich dachte einfach, sie würde mich mit irgendetwas überraschen und wir hätten einen tollen Tag.
Also wartete ich um halb Zwölf gespannt, bis die erste Folge der zweiten Staffel Carmilla online ging (eine kleine Webseries, die ich ganz toll finde) und schaute dann bis Mitternacht pausenlos auf die Uhr und lauschte, ob vom Flur schon Geräusche kamen. Ich war eigentlich ziemlich sicher, dass es um Punkt 0:00 Uhr an meiner Tür klingeln würde und so wartete ich gespannt….und wartete….und wartete….
Es kam leider niemand, J. war um 23:50 zuletzt online und auch ansonsten war niemand mehr wach, der mich hätte gratulieren können und so blieb ich noch bis um 02:00 Uhr auf und grübelte vor mich hin…der Tag hätte definitiv schöner starten können aber ok, es blieben ja immerhin noch 22 Stunden und damit mehr als genug Zeit, diesen Tag unvergesslich zu machen.
Ein paar Stunden später kroch ich dann aus meinem Hochbett, ging duschen, schob meinen kleinen armseeligen Tassenkuchen (die Zutaten hatte ich mir bei D. geklaut) in den Ofen. Er hatte am ende nicht nur einen flüssigen Schokoladenkern, nein, der komplette Kern war noch geschmolzen und so vermischte sich der warme Teig mit der Schokolade….und ehrlich gesagt schmeckte es gar nicht mal so schlecht.
Um kurz nach Neun war es dann auch endlich soweit und Jenny klingelte an der Tür – nicht nur mit einem super niedlichem Osterlamm Kuchen, sondern auch mit Geschenken. Ich wusste gar nicht mehr, dass ich den Teehai wirklich mal erwähnt hatte, doch kurze Zeit später schwamm Sharky bereits in der Teetasse, während ich mir strahlend ihre gebastelte Fotocollage anschaute :))
Die Laune schlug dann aber schlagartig um, als ich zu ihr meinte, wir könnten ja Therdy schwänzen und uns einen schönen Tag machen und sie dies verneinte. ich habe vor ein paar Tagen, als sie den Vorschlag machte, ja abgelehnt und außerdem habe sie letzte Woche bereits gefehlt. Anfangs dachte ich, das könne sie jetzt aber nicht ernst meinen und redete von einem gemütlichen DVD Tag mit dem Lammkuchen…bis sie dann meinte, ich solle sie doch nicht negativ beeinflussen und sie würde mich gleich abholen kommen – und dann ging sie !
Vollkommen perplex saß ich nun da und wusste nicht, ob sie das jetzt wirklich ernst meinte, oder ob sie gleich einfach wieder kommen würde mit der DVD in der Hand, so nach dem Motto “Ha, natürlich hab ich dich verarscht. Heute ist schließlich dein Geburtstag und selbstverständlich machen wir uns einen super Tag.“
Doch so lief die Story leider nicht. Sie kam mich mit L. zusammen abholen und dann gingen wir zur Uni – wo ich 3 Stunden lang wütend auf die Tafel starrte, irgendwelche Formeln abschrieb ohne irgendetwas davon zu verstehen und innerlich einfach nur kochte. In mir brodelte es und am liebsten wäre ich in die Luft gegangen und vollkommen explodiert, so Eyjafjallajokull Style mäßig. ich war einfach nur sooo sauer und als sie dann noch meinte, die zweite Stunde wäre doch ganz ok gewesen, hätte ich ihr am liebsten eine geknallt.
Aber damit war der Tag noch nicht zuende, oh nein, noch ließ man mir keine Ruhe. Nach einer kleinen Pause, in der ich dann mein Zimmer aufräumen durfte, ging es wieder zur Uni. Die beiden sagten nun überhaupt nichts mehr und in dem beschissenen Tutorium verstand ich auch absolut nichts – was aber vielleicht einfach daran lag dass ich nichts verstehen WOLLTE. Wieder saß ich neben J – die am Ende der Stunde stolz verkündete, dass sie wirklich froh war, dort gewesen zu sein, da sie etwas verstanden habe und es gar nicht mal so schlecht lief. Das brachte das Faß fast vollkommen zum überlaufen und ich war sooo pissig, dass ich richtig erleichtert war, als die beiden sich an der Tür von mir verabschiedeten. Zu J. musste ich auch gar nicht mehr gehen bevor meine Mutter mich abholen kam, sie wollte sich lieber jetzt von verabschieden.
Tja…so ist das halt…
Eigentlich wollte ich nicht, dass meine Mutter mich abholen kommt, da ich dachte, J. hätte vielleicht etwas geplant und wir würden uns einen schönen Tag machen – doch als ich ihr von den Plänen meiner Eltern erzählte meinte sie nur “Ist doch klasse, hier hast du ja eh nix besseres vor oder ?“ und da ich nicht erwiedern wollte “naja, kommt drauf an was du noch so vorhast“….hätte ich das mal besser gesagt, dann hätte ich nämlich gewusst, dass ihr Freund wieder vorbeikommt und sie absolut gar nichts geplant hat, was auch nur im entferntesten mit mir zu tun hat.
Das war es also…mein Geburtstag….und ich hatte wirklich gedacht, es würde sich etwas ändern – wie naiv war ich eigentlich ?
Achja…sorry….das war ja noch nicht mal die ganze Geschichte. Nach dem Essen bin ich zu Mel gefahren, da ich nicht alleine sein wollte und dachte, wenn der Anfang des Tages schon scheiße lief, vielleicht bekommt er wenigstens ein passables Ende. Doch auch diese Rechnung ging nicht auf. Mel gratulierte mich nur kurz und bei dem darauffolgenden Spaziergang durfte ich mir dann drei Stunden lang ihre Probleme über die Uni anhören und mich dann selbst mal so richtig auskotzen. Niemand hörte dem anderen s wirklich zu und ging auf ihn ein, wir redeten einfach nur vor uns hin….und saßen danach schweigend auf der Couch und schauten uns einen Film an, den ich ehrlich gesagt ziemlich langweilig fand und so war ich auch ganz erleichtert, als er vorbei war und ich nach Hause fahren konnte.
…zu dem zeitpunkt war mein Geburtstag dann auch schon vorbei. Und was lerne ich daraus :
“Nichts ist schmerzlicher, als sich der Isolation hinzugeben, nur weil man glaubt, so am besten klarzukommen.“
Doch ich fürchte, dass ist der einzige Weg, wie ich das hier überhaupt überleben kann.
Es macht mich einfach nur traurig, warum alles so läuft. Wenn jeder wirklich bekommt was er verdient, was mache ich denn falsch, um so etwas verdient zu haben ? Ich habe Nici ein mega süßes Geburtstagsgeschenk geschickt, ich war nach meiner 7h Schicht am Wochenende um 21:59 noch im Edeka, nur um meinen Eltern nach der Gartenarbeit eine kleine Freude zu bereiten und ihnen Eis zu kaufen….ich habe für J den ganzen Mittwoch geschwänzt !! Als es ihr nicht gut ging hatte ich absolut kein Problem damit und habe nicht einmal eine Sekunde gezögert. Ich hab mich aus dem Haus geschlichen, um in der Mensa Pommes zu kaufen und ich habe ihr eine Höhle aus decken gebastelt, in der wir beide dann lagen und einen Film geguckt haben. Das war sie mir Wert – ich wollte einfach nur, dass es ihr besser geht und sie hätte von mir aus auch um drei Uhr nachts noch bei mir klingeln können und ich hätte alles für sie gemacht.
Ist das falsch ? Ich meine – warum kümmere ich mich immer so um andere Personen und niemand kümmert sich genug um mich ?
Ständig gebe ich alles was ich habe, doch im Gegensatz dazu scheine ich es nicht mal wert zu sein, einen Tag zu schwänzen (und es wäre nichtmals schlimm gewesen da ich die Unterlagen eh bekommen hätte) und mir eine Freude zu bereiten.
Ich habe es nun satt – dann beiße ich mich halt alleine hier durch. Ich bin diesen scheiß Weg bisjetzt schon lange genug gegangen und wenn es sein muss, kämpfe ich mich noch ein bisschen länger alleine durch.
Erkenntnis des Tages : ich bin niemandem so viel Wert wie mir selbst.
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