Ruhig bleiben ist nicht so mein Ding

Es ist schon merkwürdig, was der Dauerstress mit uns anfangen kann.

Ich habe zum Beispiel heute jemandem eine Hassnachricht an sein Auto geklemmt, nur weil er das Nummernschild von meinem Snoopy leicht gedetscht hat. Aber allein die Tatsache, dass er in diese Parklücke reinrauschte, es knallte und er nicht mal geschaut hat, ob an meinem Auto alles in Ordnung ist. Man merkt doch, wenn man irgendwo gegenfährt und einen Widerstand hat. Seine Partnerin ist sogar noch ausgestiegen und hätte ihm anzeigen können, wie viel Platz da noch ist. Aber allein die Tatsache, dass er schnell ausgestiegen ist und die beiden gegangen sind, ohne zu schauen, ob alles ok ist, hat mich wirklich sauer gemacht. Ich habe auch schonmal ein Nummernschild geknutscht mit ca. 2km/h – und dann habe ich die nächsten fünf Minuten damit verbracht, das Nummernschild genau zu studieren und zu schauen, ob auch wirklich alles in Ordnung ist an dem anderen Auto. Aber nicht mal für einen Blick auf meine Front hatten sie Zeit und das hat mich noch viel mehr aufgeregt als die kleine Delle an sich. Die ist wirklich nicht der Rede wert und auch keinen Aufstand nötig, aber diese Unachtsamkeit mit den Gegenständen anderer ist einfach erschreckend.

Ich hatte die ersten drei Semester kein Auto am Campus und musste immer jemanden in den Dünndarm kriechen, damit er mich mit zum Campus nimmt und am Wochenende heimfährt. Manchmal mussten auch meine Eltern fahren, weil es einfach nicht anders ging. Und mehr als nur ein Mal hatte ich Stress, weil meine Mitfahrgelegenheit mich im Regen stehen ließ oder schon losfahren wollte, als ich noch arbeiten musste. Jetzt habe ich endlich ein Auto und kann fahren wann ich möchte und wohin ich möchte – eine unfassbare Freiheit, die ich nie mehr missen möchte. Diese Karre bedeutet mir wirklich sehr viel und ich fühle mich in ihr wohler als in meinen einengenden 19 m² am Campus, die mir eher vorkommen wie ein Gefängnis. Kann man denn nicht ein bisschen rücksichtsvoller fahren und auf die Wertgegenstände anderer achten ?

 

Oh man, ich mach schon wieder aus einer Mücke einen Elefanten. So ist das halt in der Klausurphase, wenn die Nerven blank liegen. Die letzten vier Tage habe ich mich nur von trocken Brötchen ernährt, weil ich einfach nichts anderes vertragen habe und mir von allem anderen sofort schlecht wurde. Das liegt wohl daran, dass ich die Tage davor fast nichts gegessen habe, weil ich den ganzen Tag an der Uni war und es schlicht und einfach vergessen oder auf später verschoben habe.

Mitlerweile geht es aber wieder ein bisschen besser. Ich bin noch nicht mit Dome und Jasmin Döner essen gegangen, aber die Kartoffeln habe ich auch ganz gut vertragen und ich versuche jetzt, wieder mehr auf mich zu achten. Bei dem was ich esse bin ich normalerweise nie empfindlich, aber ich muss wirklich regelmäßig was essen, sonst streikt mein Magen sofort.

Allgemein war es nicht einfach in den letzten Wochen. Ana war gestern am Campus, als ich eine Klausur geschrieben habe. Wir hätten uns vor der Klausur treffen können aber das war mir ehrlich gesagt zu stressig, da ich gemütlich aufstehen und mir dann nochmal alle Unterlagen durchlesen wollte. Danach hätten wir uns gerne treffen können, ich hätte sie sehr gerne endlich wiedergesehen – aber da war sie leider schon gefahren.

…Aber wir können uns ja jederzeit in Sb treffen. 😉

Mein Problem ist nur, dass ich eigentlich lernen sollte und wenn ich mit dem Zug in die Stadt fahre weiß ich genau, dass ich an dem Tag nichts mehr lernen werde. Dabei schreibe ich am Mittwoch die nächste Klausur und hatte mir vorgenommen, gut vorbereitet zu sein und dann hoffendlich zu bestehen, damit wenigstens etwas grün wird dieses Semester.

Aber kein Problem für sie, ich kann ja in den Ferien bei ihr vorbeikommen und dann zocken wir ne Runde. Klingt an sich toll, nur warum muss immer ich vorbeikommen ? Ich mag die Zocker-Wochenenden wirklich, aber ich habe das Gefühl, entweder ich tanze nach ihrer Pfeife oder ich hab halt Pech gehabt. Ich möchte nach den ganzen Klausuren auch mal heimfahren, zwei Tage durchschlafen, Zeit mit meiner Familie verbringen, dann muss ich wieder arbeiten gehen und anfangen für die zwei mündlichen Klausuren Anfang des nächsten Semesters zu lernen. So langsam verstehe ich was J. meinte, als sie zu mir sagte, sie könne nicht immer nur bei mir vorbeikommen sondern wäre auch gerne mal Zuhause. Ich weiß zwar nicht so recht, was mein ‚Zuhause‘ ist, aber ich möchte wieder irgendwo ankommen, wo ich ein bisschen Ruhe finden kann. Und das kann ich in meinem Kinderzimmer definitiv besser als hier am Campus, wo alles nur auf Lernen konzipiert ist und einem sonst die Wände entgegenkommen. Natürlich wäre es toll, sie endlich wieder zu sehen und ein paar Tage gemütlich im Schlafanzug zu zocken – nur schlafen würde ich auf ihrer Couch recht wenig und Erholung wäre das auch nicht. Dann liege ich wieder die halbe Nacht wach und langweile mich, während sie sich um neun Uhr verabschiedet und mir eine gute Nacht wünscht. Ich habe doch nur diesen einen Monat vorlesungsfreie Zeit, von dem ich wirklich nicht viel freie Zeit wirklich nutzen kann, da bereits in den ersten zwei Wochen des neuen Semesters mindestens zwei mündliche Klausuren habe und vielleicht noch eine Schriftliche. Und so Leid es mir tut – momentan möchte ich einfach nur mal ein paar Tage Ruhe haben und nicht ständig irgendwohin fahren…aber ich weiß, dass sie mich bestimmt nicht besuchen kommen wird. Also entweder ich fahre bei ihr vorbei oder wir sehen uns halt nicht…

 

So langsam beruhige ich mich wieder etwas, es ist ja schließlich nichts passiert und meinem Snoopy geht es gut. Ich musste nur einfach loswerden, was mich die letzten Stunden sehr aufgeregt hat und Schreiben ist da immer die beste Therapie. Und Ana kann ich nicht helfen, aber ich weiß noch nicht ob ich wirklich wieder zu ihr fahre oder ob ich die paar Tage Freizeit nutze, um Zuhause wieder anzukommen und eine kleine Ruhepause vor dem neuen Semester einzulegen. Das entscheide ich spontan, je nachdem wie es mir nach der letzten Klausur geht und ob ich noch Lust habe, mich wieder auf die Reise zu machen, nachdem ich nach der letzten Klausur nach Hause gefahren bin. Vielleicht feiern wir alle zusammen das Ende der Klausurphase und man ‚verträgt‘ sich wieder ein bisschen beim gemeinsamen trinken, aber momentan habe ich einfach das Gefühl, das ich ihr relativ egal bin. Nur über all das sollte ich mir momentan besser noch keine Sorgen machen, schließlich habe ich noch zwei wichtige Klausuren vor mir, die ich unbedingt bestehen sollte, wenn ich nächstes Semester wirklich fertig werden möchte mit allen Klausuren. (Das war mein ursprünglicher Plan, aber nach den letzten Klausuren muss ich wohl zugeben, dass ich mich vielleicht doch etwas überschätzt habe)

 

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