Von Planung hält auch niemand etwas…

Ich könnte schon wieder an die Decke gehen, wie ein kleines HB-Männchen. Die Deadline für die Korrektur der Thesis war festgelegt auf diesen Freitag, das habe ich meinem Betreuer nicht nur oftmals gesagt, sondern ihm auch noch in den Kalender geschrieben. Der Termin zum Drucken stand nämlich bereits, es fehlte nur noch das Datum fürs Kolloq. Und jetzt darf ich alles wieder umplanen, nur weil es meinem Betreuer in den letzten zwei Monaten nicht in den Sinn kam, meine Thesis auch nur anzuschauen. Vor zwei Wochen habe ich ihn zum wiederholten Male an die Frist erinnert, aber “bis dahin ist ja noch Zeit“. Jo, ein Scheißdreck ists ! Am Mittwoch hat er die ersten Seiten überflogen und dabei ist ihm aufgefallen, dass ich den Teil mit den theoretischen Grundlagen seperat an den Anfang der Thesis gestellt habe. Das passt ihm natürlich nicht, denn bisher hatte keine andere Arbeit diesen Aufbau und er möchte, dass ich diese Sachen im Methodenteil ergänze. Klar, ich fange zwei Tage vor der von mir gesetzten Deadline noch an, alles umzuschreiben und die Theorie mit den Methoden zu verwurschteln – na das kann ja nur gut werden.

Es wäre vielleicht sinnvoll gewesen, wenn er sich vorher mit meiner Arbeit befasst hätte, dann wäre mir genügend Zeit geblieben, alles zu ändern und ordentlich umzuschreiben. Stattdessen musste ich nun eine panische Mail an meine Professorin schicken und sie in Ihrem Urlaub um einen Rat bei der Struktur bitten…das fand sie offenbar nicht so toll, denn sie antwortete mir selbst nach einem ganzen Tag noch nicht auf meine WhatsApp Nachricht und ich möchte sie wirklich nicht nerven – aber ohne eine Antwort von ihr können wir die Korrektur nicht abschließen und sie sieht die Arbeit niemals.

Mein Betreuer hatte versprochen, dass wir heute (Donnerstag) mit der Korrektur der Thesis beginnen würden. Und naja…ganz Unrecht hatte er zumindest nicht damit – aber ich hatte mir doch ein bisschen mehr vorgestellt, als sich nach der Mittagspause für zwei Stunden zusammenzusetzen, im Text ständig von A nach B zu springen, jeden Satz auseinanderzuschießen, umzuschreiben und das reinste Chaos auf der Seite zu hinterlassen. Wir haben insgesamt 3 Seiten “bearbeitet“…von knapp 90 !!! Und es ist nicht so, dass ich jetzt sagen könnte, wir haben zumindest einen Teil komplett fertig. Stattdessen haben wir überall kleine Baustellen geschaffen und Sätze zerhackt, in einem Tempo – da wird die Lücke in der A1 zwischen Blankenheim und Gerolstein ja schneller verbunden, als dass diese Thesis fertig wird. (Und die Strecke wollen sie jetzt wieder neu planen, do rollt also bis mindestens 2023 kein Baustellenfahrzeug hin)

Und wenn ich noch ein Mal von ihm höre “Mach dir keinen Stress, es ist doch noch genug Zeit“ oder “Du hast doch keinen Zeitdruck so wie Yannik, dass du zum Ende des Semesters fertig sein musst“ dann raste ich komplett aus. Nur weil ich nicht aus dem Masterstudiengang geworfen werde, heißt das noch lange nicht, dass ich es schön finde, den fest zugesagten Drucktermin zu ändern oder meine Professorin ständig zu nerven.

Morgen (=der Freitag, an dem ich nur kommen wollte, um die Korrektur abzuschließen und den fertigen Entwurf meiner Erstprüferin zu schicken) werden wir auch nicht weit kommen, da ich ab 15:30 auf eine Aktion fahre und so wie ich meinen Betreuer kenne, schleife ich mich demotiviert um acht Uhr in die Stiftung, nur um dann den halben Tag den ganzen Literaturmist zu lesen, den er mir noch ausgedruckt hat, und dann zerstören wir vielleicht drei Abschnitte in der Thesis. Das ist unbeschreiblich frustrierend. Nicht zu erwähnen, dass meine ganze Zeitplanung im Arsch ist. Denn in den ersten beiden Augustwochen hatte ich mir keine Termine eingetragen, um genug Zeit zu haben, die Thesis fertig zu schreiben und zu korrigieren, wie auch das Kolloq vorzubereiten und zu halten. Diese beiden Wochen vergehen jetzt, ohne dass wir von der Stelle kommen und nächste Woche arbeite ich fast jeden einzelnen Tag außerhalb der Stiftung – das bedeutet, wir werden auch nicht weiterkommen.

 

Und als wäre der Tag noch nicht erfreulich genug verlaufen, so gab es auch noch einige Missverständnisse bei der Vergabe der Aktionstermine und da mich Jenny und Katrin nicht in meinem doch soooo wichtigen Gespräch mit meinem Betreuer stören wollten, haben sie das Ganze einfach zu Zweit geklärt – was nun zur Folge hat, dass Katrin zwei der Termine fährt, für welche ich mich ursprünglich eingetragen hatte und welche ich auch bekommen hätte, wenn unsere Vorgesetzte mich nicht mit Jenny verwechselt und ihr die Termine zugeteilt hätte. Und Jenny versucht nun plötzlich die “Neutral wie die Schweiz“-Taktik und hält sich schön aus der Sache raus. Das merke ich mir, wenn es das nächste Mal eine Situation gibt, in welcher ich für die anderen Studenten gerade stehen muss und die Verantwortung für Sachen übernehme, weil die anderen zu feige sind. Dann halte ich mich auch aus der Sache raus und sage nichts mehr dazu, die anderen kümmern sich ja auch nur um sich selbst. Schließlich ging es Jenny auch nur darum, dass sie an den zugeteilten Terminen nicht kann und Katrin war so lieb, mit ihr zur Chefin zu gehen und die Sache zu klären. (Obwohl es teilweise auch um meine Termine ging, also hätte ich es schön gefunden, wenn die beiden mich miteingebunden hätten, denn so finde ich mich jetzt einfach übergangen) “Du kannst ja Katrin fragen, ob du einen Termin von ihr übernehmen kannst“ – einen Scheiß kann ich ! Die beiden meinten, die Sache ohne mich zu klären, dann soll sie von mir aus die beiden Termine fahren. Ich hoffe, es ist richtig viel los und Lars tritt ihr mal ordentlich in den Arsch, damit sie anfängt was zu schaffen ! Da kenne ich ja nichts, in so einer Situation kann ich stur wie ein Bock werden.

 

Das war mal wieder alles zu viel für mich. Ich werde extrem schnell reizbar und könnte gerade auf irgendwas einschlagen, so aggressiv bin ich – aber es ist wirklich zum bekloppt werden, wenn man sich monatelang so viel Mühe mit einem Projekt gibt, nicht nur mit den Ansätzen sondern auch mit der schriftlichen Arbeit, als Erste morgens kommt und als Letzte abends geht – und dann wird das überhaupt nicht Wert geschätzt vom Betreuer. Wenn es hier um die Ausbesserung von inhaltlichen Fehlern oder kleinen Formulierungen ginge würde ich es voll verstehen, doch heute hatte ich das Gefühl, es wird einfach auf Teufel komm raus irgendetwas umgestellt, damit es sich angeblich besser liest oder wissenschaftlicher anhört. – Die wenigen Abschnitte, an denen wir bis jetzt gearbeitet haben, sind so zerstückelt…das liest sich überhaupt nicht mehr !

Ich traue mich schon gar nicht mehr, einen späteren Drucktermin zu vereinbaren, weil ich befürchte, ich muss ihn wieder absagen. “Zum Glück“ habe ich die Thesis recht früh angemeldet, somit ist die entgültige Abgabefrist am 22. August. Vielleicht nimmt er wenigstens dieses Datum ernst und wir kommen bis dahin durch, ansonsten fliegt ihm die komplette Thesis um die Ohren. Ich bin lange still, lasse Vieles über mich ergehen und denk mir meinen Teil – aber irgendwann ist Schluss, dann ist die Grenze überschritten. Er hatte mehr als genug Zeit, alles durchzulesen und wir sind schon zwei Mal jeweils eine Woche nach hinten gerutscht, weil wir nicht vom Pfleck kommen. Und mit seiner unfassbar gelassenen Einstellung bewegt er sich auf ganz dünnem Eis bei mir, denn wenn das so weitergeht, dauert es nicht mehr lange, bis ich explodiere. Ich ertrage dieses ständige dumm rumsitzen und warten nicht mehr und unter der Korrektur verstehe ich, dass man die Arbeit von Anfang bis Ende durchgeht und nicht, dass man sich einen beliebigen Absatz raussucht und den durch den Fleischwolf dreht. Ich war auch immer ein “Auf den letzten Drücker Kind“, doch ich wusste, wann ich mich zusammenreißen musste – und wenn es nötig war, an einem Tag 15 Stunden an dem Projekt zu arbeiten, dann habe ich das auch gemacht. Klar, mein Betreuer hat viel zu tun und ständig will ein Labormitarbeiter etwas – aber es ist trotzdem traurig, wenn selbst Kaffee trinken mit einer ehemaligen Absolventin wichtiger erscheint, als innerhalb von zwei Monaten knapp 90 Seiten durchzublättern.

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